August 9

Netzwerk-Marketing

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1. Was versteht man unter Netzwerk-Marketing?

Netzwerk-Marketing ist auch als Multi-Level-Marketing (MLM) oder Strukturvertrieb oder bekannt und stellt eine umstrittene Form der Marketingstrategie dar. In deren Rahmen beruhen die Einnahmen darauf, dass nichtbezahlte Kunden als Vertreiber agieren und anderen Kunden die Produkte oder Dienstleistungen des Unternehmens aktiv anbieten.

Alle Beteiligten innerhalb dieser “Kundenpyramide” (woher auch eine weitere Bezeichnung dieser Systeme herrührt – Pyramidensysteme, aus dem Englischen – „Pyramid selling“) erzielen Einkünfte, deren Höhe sich nach der jeweiligen Stellung innerhalb des Vertriebssystems bemisst.



2. Wann wurde das Multi-Level-Marketing erfunden?

Seinen Ursprung hatte das MLM bereits gegen das Ende des 19. Jahrhunderts. Henry Heinz baute z.B. ein Team aus Vertriebshändlern auf, das auf pflanzlicher Basis hergestellte Produkte wie Ketchup sowie Essiggurken an Menschen, welche an sich kein Gemüse anbauten, verkaufte.

Asa Candler kaufte hingegen das Coca-Cola-Rezept vom Apotheker John Pemberton ab und begann den Massenvertrieb des entsprechenden Sirups an Lokale. Aus diesen und ähnlichen Vertriebsteams entstanden später Unternehmen, die den eigenen Händlern die Chance gaben, aktiv den Vertrieb der Produkte mitzugestalten und damit selbst als Unternehmer zu agieren.

1890 war die California Perfume Company von David McConnel in New York gegründet. 1937 nannte man das Unternehmen in Avon Products um, welches heute eine Spitzenstellung im Bereich Schönheit und Kosmetik innehat und nur 2019 Einnahmen von über 5,57 Milliarden Dollar weltweit erzielte.

1934  gründete Carl Rehnborg die California Vitamin Corporation. Diese beschäftigt sich mit dem Handel mit Multivitamin- und Mineralstoffprodukten und ist seit 1939 bis heute als die Nutrilite Product Company bekannt.


3. Wie funktioniert das Netzwerk-Marketing?

Die Funktionsweise des MLMs, wie wir dieses heutzutage kennen, wurde gerade von den Betreibern der California Vitamin Company entwickelt. Die Führungskräfte kamen aufgrund ihrer Erfahrung zu der Überzeugung, dass alle neuen Distributoren der Firma eigentlich Verwandte oder Freunde des Vertriebsteams waren. 

Durch die Bekanntschaft mit dem Team kamen sie in Kontakt mit dem Produktangebot und fingen wegen ihrer Zufriedenheit als Kunden damit an, selbst im Vertrieb für das Unternehmen tätig zu werden. 

Die Führungskräfte stellten außerdem fest, dass es weniger aufwendig war, eine höhere Menschenanzahl mit dem Verkauf kleinerer Mengen zu beauftragen, als wenige bekannte Persönlichkeiten zu finden, die alleine große Mengen vertreiben sollten. Damit entwickelte sich eine neue Organisationsart, die die Vertreiber für das Auffinden neuer Vertreter und die ihrerseits erzielten Verkäufe entlohnte.


4. Vor- und Nachteile des Netzwerk-Marketings

Kannst Du mit Netzwerk-Marketing reich werden? Kurze Antwort: Ja. Für MLM-Vertreiber sollen sogar auf mittlerem Niveau (100 bis maximal 500 Kunden) sechsstellige Jahreseinkommen in Aussicht stehen; eine lukrative Rente sollte damit mehr als gesichert sein.

Dies klingt umso vielversprechender in einer Zeit wie unserer, in der viele Berufstätige ihren festen Job verloren haben und verzweifelt nach anderen Einkommensquellen suchen. Ob diese Verdienstchancen den nicht zu unterschätzenden Minuspunkten wie das schlechte Ansehen einer solchen Karriere und der enorme Zeitaufwand überwiegen, mag jeder für sich entscheiden. Die folgende Auflistung sollte Dir dabei helfen:


  • Vorteile:
  • a) Geringer Geldaufwand
  • Der Einstieg ins MLM ist mit überschaubaren Kosten verbunden. Im allerschlimmsten Fall muss man dafür einige tausende Euros aufbringen; bestenfalls ist der Einstieg nahezu kostenlos. Damit geht ein niedriges Risiko für denjenigen einher, der sich für eine solche Beschäftigung entscheidet.
  • b) Einstieg ist auch neben dem Hauptberuf möglich
  • Mindestens am Anfang ist die Ausübung als Nebenberuf ohne weiteres möglich. Du kannst somit ohne Zeitdruck und nach eigenem Tempo in dieser Branche Fuß fassen und dabei die Sicherheit des festen Einkommens Deines Hauptberufs behalten.
  • c) Enorme Einkünfte in Aussicht (s.o.)
  • Nachteile:
  • a) Schlechtes Ansehen von Netzwerk-Marketing-Berufen
  • Es ist kein Geheimnis, dass MLM generell schlecht angesehen wird. Dies mag zwar daran liegen, dass sich wenige Menschen der Differenzierung zwischen Pyramidensystemen und zulässigem Netzwerk-Marketing bewusst sind; als Nachteil ist es aber dennoch beachtenswert. Dies wird auch nicht durch die oft schwammige Beschreibung solcher Tätigkeiten in den entsprechenden Stellenanzeigen verbessert.
  • b) Ausnutzung des eigenen Freundeskreises
  • Um den Kundenbestand und damit die eigenen Erfolgsaussichten zu verbessern, nutzen viele Vertreiber ihren eigenen Verwandten- und Freundeskreis aus. Dies führt oftmals zur Zerrüttung der interpersonalen Verhältnisse.
  • c) Der Zeitaufwand
  • Was die Einsteiger denken, stimmt nicht so ganz: 2 bis 3 Stunden täglich nach dem Abendessen reichen für eine Erfolgsgeschichte nicht aus. Wenn Du dies zu Deinem Hauptberuf machen willst, solltest du Dir zumindest die reguläre Arbeitswoche dafür einplanen, also die 40 Stunden wöchentlich.
  • d) Einkommen ist nicht regulär und unsicher
  • Wie oben erwähnt, kann man im Netzwerk-Marketing 6-stellige Jahreseinkommen verdienen. Mit dieser Behauptung gehen gleichwohl zwei Haken einher:
  • aa) Da die Einkünfte erst dann erzielt werden, wenn die Kunden ihrerseits solche erzielen, bedeutet der Einstieg ins MLM zum einen zahlreiche unvergütete Stunden ohne sicheres Erfolgsversprechen.
  • bb) Zum anderen leidet auch das legale Netzwerk-Marketing unter dem gravierenden, einem rechtswidrigen Pyramidensystem immanenten Mangel: Die zuerst eingestiegenen Vertreiber erzielen tatsächlich Umsätze in beeindrückenden Höhen. Dies liegt aber an den Kommissionen für die Verkäufe, welche die von den unten im System stehenden späteren Einsteiger tätigen.  Je weiter man nach unten die “Kette“ verfolgt, desto geringer werden die Einnahmen. Die „Kette“ hat ja schließlich ein Ende – zu irgendeinem Zeitpunkt ist der Markt an willigen Neueinsteigern gesättigt. Die zuletzt eingetretenen Vertreiber gehen deswegen oft leer aus.

5. Legalität des Netzwerk-Marketings: Ist MLM stets auch ein gesetzwidriges Pyramidensystem?


In rechtlicher Hinsicht sind Netzwerk-Merketing-Systeme nach ihrem jeweiligen Aufbau oft bedenklich. Manche ähnliche Systeme spiegeln eine MLM-Form vor, stellen aber im Kern ein rechtswidriges Schneeball- oder Pyramidensystem dar. Nach dem deutschen Recht sind Forme des Multi-Level-Marketings grundsätzlich rechtmäßig, es sei denn, dass sie zu den unter Nr. 14 des Anhangs zu § 3 III UWG (Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb) definierten Schneeball- oder Pyramidensystemen zählen, die nach § 3 III UWG gegenüber Verbrauchern stets als unzulässige geschäftliche Handlungen anzusehen sind. Kennzeichnend ist für letztere, dass bei der von ihnen betriebenen Verkaufsförderung “vom Verbraucher ein finanzieller Betrag für die Möglichkeit verlangt wird, allein oder hauptsächlich durch die Einführung weiterer Teilnehmer in das System eine Vergütung zu erlangen”.


Der Unterschied zwischen rechtmäßigem Netzwerk-Marketing und einem illegalen Pyramidensystem lässt sich am einfachsten am Beispiel des ersten Pyramidensystems erklären. Diese wurde im 18. Jahrhundert in Frankreich von der Regierung mit dem Ziel der Ankurbelung der französischen Wirtschaft eingeführt. Es wurde zwar unter den Ministern gestritten, ob nicht vielleicht die Insolvenz des französischen Staats erklärt und erneut angefangen werden sollte. Aus Angst vor einer Revolution entschieden sich jedoch die Regierungsmitglieder für “mildere“ Alternativen.


Erstens versuchten die Minister, durch die Einführung neuer, abgewerteter Münzen als gängige Währung der Staatsverschuldung entgegenzukommen. Ein neu erlassenes Gesetz verpflichtete alle Bürger, ihre alten, wertvollen Münzen für die neuen Münzen mit gleichem Nennwert einzutauschen. Mit der Differenz zwischen dem Gold- und Silbergehalt neuer und alter Münzen sollten die Schulden getilgt werden. Die Bevölkerung zeigte jedoch Abneigung gegen den beabsichtigten Umtausch, sodass sich der Wirtschaftsrückgang weiter zuspitzte.


Vom Nachfolger der Throne wurde später der schottische Wirtschaftswissenschaftler John Law zum Generalsekretär für alle finanziellen Sachen Frankreichs erklärt. Dieser entwickelte einen innovativen Plan zur Schuldenbegleichung. Es wurde erstens eine Zentralbank für ganzes Frankreich (ähnlich der Federal Reserve Bank in den USA) geschaffen, die er dann dazu aufforderte, Geld in Papierform anstatt von Münzgeld in Umlauf zu bringen. Es wurde dementsprechend ein Gesetz erlassen, welches die Zulässigkeit der Banknoten als Zahlungsmittel anordnete. Schließlich musste aber auch unter den Bürgern ein Vertrauen für die neue Währung geschaffen werden. Dies wollte Law durch seine Erklärung erreichen, das Papiergeld ließe sich in der Form von Münzen zum gleichen Nennwert auszahlen. Mit dieser Taktik erzeugte Law die Vorstellung unter der Bevölkerung, der Wert von Banknoten und Münzen sei der gleiche. Diese Vorstellung setzte sich weitgehend durch und führte dazu, dass die Bürger immer öfter ihr Münzgeld wegen der Unannehmlichkeiten, die ihr höheres Gewicht beim Tragen verursachte, für Papiergeld umtauschten. So füllte sich auch die Staatskasse mit Gold, das man in den Tresoren der Zentralbank einlagerte. Die Krise schien überwunden zu sein.


Die Banken sahen allerdings in kurzer Zeit ein, dass es unmöglich wäre, wenn alle Kunden ihr ganzes Gold zur gleichen Zeit abheben möchten. Deshalb entwickelte sich die Praxis, dass die Banken das Gold mancher Kunden an andere verleihen. So wurden die ersten Darlehen abgewickelt. Da entstand das Pyramidensystem: Der Trick war, dass das Geld nicht in Münzen, sondern in Papier verliehen wurde. Ein Scheinprodukt (Banknoten) ersetzte das “echte”. 1720 wurden Münzen immer knapper; die Tresore wurden leerer mit jedem vergangenen Tag. Die Regierung beschloss zu diesem Zeitpunkt, Münzgeld gegenüber Banknoten um 10% des Nennwerts zu berauben und auch die Münzmenge, die ein Bankkunde abheben durfte, einzuschränken.


Durch die Einführung dieses Pyramidensystems beging die französische Regierung nach heutiger deutscher Rechtslage einen Betrug nach § 263 I StGB (Strafgesetzbuch): Sie versuchte durch ihre Maßnahmen das Volk darüber zu täuschen, dass Papier und Gold den gleichen Wert hatten. Sie handelte vorsätzlich und auch mit der Absicht, das aus Edelmetall bestehende Geld gegen wertloses Papier zu bekommen, für die Leistung des Bürgers also keine gleichwerte Gegenleistung zu erbringen. In einem regulären, rechtskonformen Netzwerk-Marketing-System werden hingegen für das Geld der Kunden Produkte geliefert oder Dienstleistungen erbracht, die diesem bei wirtschaftlicher Betrachtung einen Vermögensvorteil verschaffen.

Über den Autor

Nikola

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